Ein Planet - Ein Lebensraum
Eine Erklärung der Bahá’í International Community vom 1. Juni 2022
Ein Planet, ein Lebensraum: Eine Baháʼí-Perspektive zur Neugestaltung der Beziehung der Menschheit zur Welt der Natur
Diese Handbreit Erde ist nur eine Heimat und eine Wohnstatt. Euch geziemt es, alle Hoffart aufzugeben, weil sie Entfremdung schafft, und eure Herzen auf das zu richten, was Eintracht stiftet.
Bahá'u'lláh
1. Die Welt der Natur bietet in ihrer ganzen Pracht und Majestät tiefe Einblicke in das Wesen der gegenseitigen Abhängigkeit. Von der Biosphäre als Ganzes bis hin zum kleinsten Mikroorganismus zeigt sie, wie abhängig jede Lebensform von zahlreichen anderen ist - und wie Ungleichgewichte in einem System auf ein miteinander verbundenes Ganzes zurückwirken.
2. Eingebettet in dieses größere System und zutiefst von ihm abhängig, steht die Menschheit vor einem Paradox, das von Tag zu Tag folgenreicher wird. Einerseits hat die Menschheit noch nie über so viel Macht verfügt, die physische Welt in planetarischem Maßstab zu gestalten - eine Entwicklung, die manche als das Anthropozän bezeichnen. Dies zeugt von unserem kollektiven Einfallsreichtum und unserer Kreativität, sowie von dem grenzenlosen Potenzial, das vor uns liegt. Andererseits führt genau diese Macht - wenn nicht durch wohl überdachte Überlegungen gemildert und wenn durch Prioritäten gelenkt, die das gegenwärtige und künftige Gemeinwohl außer Acht lassen - zu Folgen, die nicht nur weltweit in ihrer Tragweite, sondern potenziell unumkehrbar sind.
Vertiefung: Treuhänderschaft für die Welt der Natur
3. Da die schwerwiegenden Folgen der Überschreitung der planetarischen Grenzen immer deutlicher zutage treten - vom Klimawandel bis zum Verlust der biologischen Vielfalt hin zu Umweltzerstörung und -verschmutzung, wird die Menschheit jetzt gezwungen, reifere, kooperativere und konstruktivere Beziehungen unter sich und mit der natürlichen Umwelt zu entwickeln.
4. Seit der bahnbrechenden Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen im Jahr 1972 hat sich das Denken in Umweltfragen deutlich weiterentwickelt. Die in den letzten fünfzig Jahren erzielten Fortschritte, sei es auf wissenschaftlicher, rechtlicher oder institutioneller Ebene, sind ein Grund zur Zuversicht und eine Quelle der Hoffnung für die Zukunft. Doch muss der Zuwachs an Erkenntnis heute viel schneller und in viel größerem Maßstab in die Tat umgesetzt werden. Umfassende Veränderungen in der Organisation und im Ablauf menschlicher Angelegenheiten sind zu einem existenziellen Gebot geworden - notwendig und unvermeidlich. Die Frage, die sich Nationen und führenden Politikern der Welt stellt, ist, ob die erforderlichen Maßnahmen als Folge bewusster Entscheidungen und Vorsorge ergriffen werden, oder durch Zerstörung und Leiden, verursacht durch den eskalierenden Zusammenbruch der Umwelt, erzwungen werden.
Ein Volk in einer globalen Heimat
5. Aus einer Perspektive, die weit genug ist, um den Planeten in seiner Gesamtheit zu erfassen, kann die Menschheit in keinem anderen Licht gesehen werden als ein Volk, das in einer globalen Heimat lebt. Das Bewusstsein dieser Einheit, ausgedrückt in gerechten Beziehungen, ist die einzige Grundlage, auf der nachhaltige Gesellschaftssysteme aufgebaut werden können.
6. Auf seine eigene Weise feiert jedes Volk die unermessliche Schönheit und Erhabenheit der Natur. Die Traditionen jeder Kultur huldigen diesem unschätzbaren Erbe, das nicht nur die physischen Bedürfnisse des Körpers, sondern auch die transzendenten Qualitäten des Geistes erhält. Die Aufgabe, eine nachhaltige und blühende Welt zu schaffen, birgt das Versprechen, einen Punkt der Einheit zu schaffen, nicht nur im gemeinsamen Bemühen, sondern auch im freudigen Feiern.
7. Das Einssein der Menschheit anzuerkennen bedeutet nicht, die verschiedenen Formen des Ausdrucks, der Kultur, oder der sozialen Organisation zu unterdrücken. Das Prinzip der Einheit enthält in sich das wesentliche Konzept der Vielfalt; dies ist es gerade, was sie von der Uniformität unterscheidet. In der natürlichen Welt gedeihen Systeme durch die Interaktion von sehr unterschiedlichen Elementen. Unterschiede zwischen verschiedenen Komponenten können die Funktion des Ganzen verbessern und die Widerstandsfähigkeit des gesamten Systems stärken.
Die Aufgabe, eine nachhaltige und blühende Welt zu schaffen, birgt das Versprechen, einen Punkt der Einheit zu schaffen, nicht nur im gemeinsamen Bemühen, sondern auch im freudigen Feiern.
8. In menschlichen Angelegenheiten ist die Vielfalt des Denkens, der Herkunft und der Vorgehensweise ebenso wichtig. Nur durch das Zusammenspiel verschiedener Perspektiven und Erfahrungen kann ein höherer Grad an Wahrheit gefunden und Einsicht gewonnen werden. Andernfalls führt ein Übermaß von ähnlichen Ansichten und Meinungen, ähnlich wie eine übermäßige Abhängigkeit von einer einzigen natürlichen Ressource dazu, dass ein System Gefahren ausgesetzt und anfällig für Zusammenbrüche wird.
9. Gut koordinierte und integrierte Beiträge von immer mehr Bevölkerungsgruppen werden erforderlich sein, um die Beziehung der Menschheit zur natürlichen Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Annahmen über die Überlegenheit einer Gruppe gegenüber einer anderen, die sich auf Nationalität, Rasse, Wohlstand oder andere Merkmale stützen, können nur die Bande schwächen, die für Konsens und koordiniertes Vorgehen nötig sind. Das Gefühl des Andersseins untergräbt unweigerlich die Motivation, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sei es im sozialen oder ökologischen Bereich.
Vertiefung: Befähigung von Protagonisten eines transformierenden Wandels
10. Die Menschheit hat oft darum gerungen, die Vielfalt zu schätzen und gleichzeitig auf Einheit hinzuarbeiten, das Besondere zu respektieren und zu schützen und gleichzeitig die Kraft des Gemeinsamen zu nutzen. Der verantwortungsvolle Umgang mit der natürlichen Welt bietet ein wirksames Mittel, um diese miteinander verknüpften Ideale in Einklang zu bringen.
11. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Die drängenden Umweltprobleme verlangen von der Menschheit eine immer reifere Integration von Grundsätzen und Taten, gekennzeichnet von einem prozessorientierten Vorgehen für den Fortschritt. Produktive Schritte sollten so schnell wie möglich innerhalb der gegenwärtigen Systeme unternommen werden, auch wenn diese an ihre Grenzen stoßen, während gleichzeitig Grundlagen geschaffen werden, die neue Paradigmen widerspiegeln, welche den heutigen Bedürfnissen besser gerecht werden. Zu diesem Zweck werden in diesem Dokument Vorschläge im Geiste der Erkundung unterbreitet, die Inspiration aus Beispielen schöpft, in denen sich die internationale Gemeinschaft nicht nur eine bessere Welt vorgestellt, sondern auch versucht hat, auf bisher unbeschrittenen Wegen zu handeln. Solche praktischen Erfahrungen geben Einblick in das, was möglich wird, wenn Konsens und erforderliches Handeln die vorherrschenden Narrative überschreiten dürfen, die eine Bewegung hin zu einem sinnvollen Wandel verhindern.
Eine Möglichkeit, das Prinzip der Einheit der Menschheit zu stärken, wäre die Einrichtung von Mechanismen, die globale Auswirkungen von nationalen politischen Entscheidungen auswerten. Ein vereinbartes internationales Beratungsgremium könnte beispielsweise Auswirkungen beurteilen, die über nationale Grenzen hinausgehen und gegebenenfalls Anpassungen oder Wiedergutmachungen empfehlen.
Innerhalb der derzeitigen Strukturen würde eine Stärkung des rechtlichen Rahmens für die natürliche Welt die Kohärenz der Regelungen für die biologische Vielfalt, das Klima und die Umwelt verbessern und eine solidere Grundlage für den gemeinsamen Umgang mit unserem Planeten schaffen. Die internationale Gemeinschaft ist durchaus in der Lage, Governance-Strukturen auf diese Weise zu integrieren, und Erfahrungen der Vergangenheit - Fortschritte und Rückschläge gleichermaßen - bieten wertvolle Grundlagen, auf die zurückgegriffen werden kann. Die Bemühungen um mehr Kohärenz zwischen dem Engagement in Bereichen von Friedenssicherung, Mediation, Menschenrechten, Wiederaufbau und langfristiger Entwicklung - von der Einrichtung der United Nations’ Peacebuilding Architecture (Friedensbildende Architektur der Vereinten Nationen) bis hin zur vorgeschlagenen neuen Friedensagenda - bieten erste Anhaltspunkte dafür, wie ein Prozess der Harmonisierung entsprechender Bemühungen aussehen könnte.
Konsens im Handeln
12. Um die Menschheit hin zu einer nachhaltigeren und harmonischeren Beziehung zur natürlichen Welt zu bewegen, bedarf es eines starken und umsetzbaren Konsenses sowie eines kollektiven Willens zu den fundamental wichtigsten Grundsätzen, welche die Angelegenheiten der internationalen Gemeinschaft bestimmen sollen. Ein gewisses Maß an Übereinstimmung über Grundprinzipien wie Verantwortlichkeit, gegenseitige Abhängigkeit und Gerechtigkeit wurde schon erreicht. Aber solche Ideale müssen sich noch als akzeptierte Grundlage für kollektives globales Handeln etablieren.
13. Die bis jetzt unzureichenden nationalen Pläne zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen im Rahmen des Pariser Abkommens von 2015 sind ein viel beachtetes Beispiel. Diese Kluft zwischen Rhetorik und Handeln ist ein Hinweis auf eine tiefergehende Herausforderung, nämlich, dass die Grundsätze der Nachhaltigkeit nicht tief genug im kollektiven Bewusstsein verankert sind, um Entscheidungen und Verhaltensweisen der Nationen zu gestalten.
14. Ein gut vereinbarter Konsens zeigt sich nicht nur durch Titel und Deklaration eines Textes auf Papier, sondern durch koordiniertes, gemeinsames Handeln; sein Prüfstein sind Taten, nicht Worte. Ein starkes Bekenntnis auf internationaler Ebene zu den wichtigsten Grundsätzen und Werten hilft den nationalen und lokalen Entscheidungsträgern, die Hindernisse zu überwinden, die bei der Umsetzung notwendiger Veränderungen unweigerlich auftreten. Es verdeutlicht die Gründe, weshalb die Nationen einander die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen sollten, um die Vereinbarungen zu verwirklichen. Auch hilft es Gesellschaften, Einwände auszuräumen, die auf begrenzten oder eigennützigen Interessen beruhen.
Ein gut vereinbarter Konsens zeigt sich nicht nur durch Titel und Deklaration eines Textes auf Papier, sondern durch koordiniertes, gemeinsames Handeln ...
15. Von den Völkern der Welt kann nicht länger verlangt werden, die Diskrepanz von unterzeichneten, aber nicht umgesetzten Vereinbarungen hinzunehmen. Taten müssen mit Grundsätzen in Einklang gebracht werden, die kollektiv angenommen und von allen verfochten werden. Die internationale Ordnung muss auf ein Fundament gestellt werden, das wirksame planetarische Maßnahmen zu planetarischen Herausforderungen ermöglicht.
16. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Ein Konsens in globalen Fragen, so wie in den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), könnte entschlossener in die Tat umgesetzt werden, wenn Beratungen auf der gemeinsamen Erkenntnis beruht, dass jedes Land noch viel lernen muss, um die existentiellen Erfordernisse der Nachhaltigkeit und Entwicklung zu integrieren, die gleichermaßen wichtig sind. Einige Länder haben vielen ihrer Bürger ein hohes Niveau an materieller Entwicklung gesichert, verursachen aber unverhältnismäßig große ökologische Schäden mit dem Verbrauch von Ressourcen und der Erzeugung von Abfall. Andere haben einen wesentlich nachhaltigeren ökologischen Fußabdruck, benötigen aber weiterhin eine erhebliche materielle Entwicklung, um die Grundbedürfnisse ihrer Bürger zu erfüllen. Das Ziel, auf das jede Nation hinarbeiten muss, ist das Wohlergehen aller Bevölkerungen mit Mitteln zu erreichen, die nachhaltige und harmonische Beziehungen zur natürlichen Umwelt gewährleisten. Dieses universelle Ziel in den Mittelpunkt zu stellen, würde einen wichtigen Punkt der Einheit schaffen, um den herum ein Konsens in kollektives, zielgerichtetes Handeln umgesetzt werden kann.
Das Bilden eines handlungsfähigen Konsenses über moralische und ethische Maßstäbe, zusammen mit Klima- und Umweltstandards, kann sicherstellen, dass Prinzip Vorrang vor Profit hat. Dies ist kein Neuland für die internationale Gemeinschaft. Wertvolle Lehren können zum Beispiel aus dem von den Vereinten Nationen eingerichteten Zertifizierungsprozess zur Eindämmung des Umlaufs von Blutdiamanten gezogen werden. Ungeachtet aller Unzulänglichkeiten dieses Prozesses ist er ein Beispiel dafür, wie ein Konsens über ethische und soziale Aspekte in konkrete Maßnahmen zur Analyse und Anpassung in verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette einer Ware umgesetzt werden kann.
Den Fortschritt neu definieren
17. Wenn die Beziehung der Menschheit zur natürlichen Welt neu gestaltet werden soll, müssen Begriffe wie Fortschritt, Zivilisation und Entwicklung neu definiert werden. Bemühungen in diese Richtung, wie Budgets, die auf das Wohlbefinden ausgerichtet sind, oder Fortschrittsindikatoren, die ganzheitlicher sind als das Bruttoinlandsprodukt, müssen erweitert und vertieft, und grundsätzliche Fragen müssen weiter erörtert werden. Was sind die Eigenschaften, nach denen eine Person, eine Nation oder ein Unternehmen als erfolgreich beurteilt wird? Wofür werden sie gelobt und geschätzt?
18. Solange solche Fragen auf der Grundlage von Werten beantwortet werden, die Besitz über Beziehungen oder Erwerb über Verantwortung stellen, wird eine nachhaltige Welt unerreichbar bleiben. Die Natur solcher Werte und ihre Wirkung auf den menschlichen Geist verleiten unaufhörlich zu Exzess, Ausnutzung und Ausbeutung bis zur Erschöpfung. Sie führen auch zu unbegrenzten Extremen von entfremdendem Reichtum und lähmender Armut. Nur in dem Maße, in dem diese beiseitegelegt werden, können die tiefgreifenden Widersprüche, die sie hervorrufen - nicht zuletzt die Erwartung eines unendlichen Wachstums auf einem endlichen Planeten - aufgehoben werden. Und nur wenn Fortschritt auf neue Art verstanden wird, können die grundlegenden Triebkräfte der gegenwärtigen Umweltkrisen genau erkannt und dauerhafte Veränderungen herbeigeführt werden.
19. Was ganz klar eingestanden werden sollte ist, dass noch kein Land den Prozess der nachhaltigen Entwicklung gemeistert hat. Bestimmte Formen der Industrialisierung, der technologischen Kapazität und des makroökonomischen Wachstums wurden oft mit Entwicklung gleichgesetzt. Jedoch zeigen die Unzufriedenheit und die Schwierigkeiten vieler Menschen, die in Gebieten leben, die traditionell als entwickelt gelten, ebenso wie die Ungerechtigkeiten, mit denen zahlreiche andere Bevölkerungen auf der ganzen Welt konfrontiert sind, und die der Natur aufgelegte Belastung, dass eine solche Sichtweise bestenfalls unvollständig und oft direkt schädlich ist. Es gibt kein einziges Lebensmuster und keine einzige Vision der Gesellschaft, die als Modell für die gesamte Menschheit dienen könnte.
20. Die Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts des Fortschritts erfordert ein erweitertes Verständnis von uns selbst als Spezies, einschließlich Wahrheiten über den menschlichen Geist selbst. Der Planet, seine Völker und Lebewesen haben enorm unter einer materialistischen Denkweise gelitten, die das Individuum als eine rein eigennützige wirtschaftliche Einheit betrachtet, die mit anderen um einen immer größeren Anteil an den materiellen Ressourcen der Welt konkurriert. Dieses Zerrbild ist auf der Ebene der formalen Theorie weitgehend als simplistisch und primitiv abgelehnt worden. Viele Aspekte der globalen Ordnung beruhen jedoch nach wie vor auf diesen Annahmen und verstärken und vertiefen sie oft noch.
Vertiefung: Wirtschaftliche Vereinbarungen neu überdenken
21. Ein genaueres Verständnis der menschlichen Natur würde Eigenschaften und Einstellungen wie Vertrauenswürdigkeit, gegenseitige Unterstützung, Verpflichtung zur Wahrheit und Verantwortungsbewusstsein umfassen, welche die Bausteine einer stabilen sozialen Ordnung sind. Es würde zu Modellen führen, welche die Übel des reduktiven Materialismus vermeiden oder mildern, und sicherstellen, dass unser Streben nach Wohlstand auch die vielen anderen Facetten des individuellen und kollektiven Wohlergehens umfasst.
22. Eine Neudefinition des Fortschritts bedeutet nicht, legitime Errungenschaften der Vergangenheit zu verwerfen, sondern die Grenzen künftiger zu erweitern. Von neuen Anschauungen über Eigentum und Nutzung, neuen Formen der städtischen Organisation, bis hin zu neuen Methoden der Landwirtschaft, der Energieerzeugung und des Verkehrs – die Möglichkeiten, die sich der Menschheit bieten, sind gewaltig. Diese zu ergreifen erfordert eine weitaus vollere Verwirklichung des in jedem Einzelnen schlummernden menschlichen Potenzials und die gemeinsamen Anstrengungen der Menschheit als Ganzes. Aber die kommenden Jahrzehnte bieten die Aussicht, eine außergewöhnlich reiche und lohnende Periode der Menschheitsgeschichte zu werden. So beängstigend das beispiellose Ausmaß der in zahlreichen Bereichen der Gesellschaft erforderlichen Transformation auch manchmal erscheinen mag, eröffnet es doch Möglichkeiten für eine große Entfaltung der menschlichen Kreativität und Initiative.
23. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Das Nachhaltige Entwicklungsziel 17.19 fordert die Entwicklung neuer Maßstäbe des Fortschritts, die das Bruttoinlandsprodukt ergänzen. Dies ist ein erstrebenswertes Ziel, das vom Generalsekretär der Vereinten Nationen bekräftigt wurde und dem gebührende Priorität und Mittel gewährt werden sollten. Zum Beispiel könnten internationale Zusammenkünfte - sowohl ad hoc als auch im Rahmen des regulären Kalenders der Vereinten Nationen - ergänzende Bewertungen unter dem Gesichtspunkt des jeweiligen thematischen Schwerpunkts untersuchen.
Nicht nur der Maßstab zur Bewertung muss ganzheitlicher werden, auch die gegenwärtigen Vorstellungen von Fortschritt selbst müssen überdacht und in vielerlei Hinsicht neu formuliert werden. Zu diesem Zweck könnte ein Ausschuss von Sachverständigen oder ein ähnliches Gremium auf bereits laufenden und vielversprechenden Bemühungen aufbauen, Fragen ermitteln, die weiterer Untersuchung bedürfen, Alternativen skizzieren, und Bereiche definieren, die Umsetzungsreif erscheinen. Das Ziel wäre nicht nur eine Reihe von Ergebnissen, sondern vielmehr ein fortlaufender Untersuchungsprozess darüber, was eine nachhaltige Zivilisation beinhaltet, und wie ihre Merkmale angemessen bewertet und gefördert werden können. Ein lehrreiches Beispiel in dieser Hinsicht war die Verabschiedung des Montrealer Protokolls über Substanzen, die zum Abbau der Ozonschicht führen, als die internationale Gemeinschaft zu dem allgemeinen Konsens gelangte, dass dem globalen Fortschritt mehr gedient ist, wenn auf die Verwendung solcher Chemikalien verzichtet wird, welche die Atmosphäre schädigen, als durch den finanziellen Gewinn aus dem weiteren Verkauf dieser Stoffe.
Ausrichtung an höheren Prinzipien
24. Die Existenz der Menschheit wird nicht nur durch physische Kräfte, sondern auch durch soziale und moralische Gesetze von Ursache und Wirkung bestimmt. Gier ist von Natur aus für das Gemeinwohl schädlich, egal wie kunstvoll sie gerechtfertigt oder verborgen wird. Selbstlose und mitfühlende Handlungen haben immer die Kraft zu motivieren und inspirieren, ganz gleich wie einfach oder isoliert sie erscheinen.
25. Aus dieser Perspektive kann der Weg zu einem harmonischen Verhältnis mit der Natur nicht allein aus technischer Anpassung bestehen. Der Weg muss auch Gemeinden und Gesellschaften einschließen, die lernen, sich an höheren Prinzipien zu orientieren.
26. Die Freisetzung der in jedem Menschen schlummernden, edel gesinnten Qualitäten ist seit Jahrtausenden ein zentrales Anliegen religiöser Lehren und Ideale. Dass die so vielen Glaubenstraditionen zugrunde liegenden moralischen und ethischen Gebote durch Fanatismus und sektiererischen Dogmatismus untergraben wurden, lässt sich kaum leugnen. Dennoch stellen Gemeinden, die sich aktiv darum bemühen, transzendente Werte zum Wohle aller in die Praxis umzusetzen, einen Erfahrungsschatz dar, der es wert ist, ernst genommen zu werden.
27. "Des Menschen Vorzug liegt im Dienst und in der Tugend, nicht im Prunk des Wohllebens und des Reichtums”, verkündet Bahá'u'lláh und liefert damit eines von vielen Beispielen für einen Ansatz zur persönlichen Identität und kollektiven Interaktion, der auf Werten beruht, die über materiellen Wohlstand allein hinausgehen. Wie solche Ideale in das Denken und Verhalten einer wachsenden Zahl von Menschen eindringen können, und wie dieser Prozess bewusst gefördert und beschleunigt werden kann, sind Fragen von zentraler Bedeutung für die Umweltbewegung und für die Menschheit insgesamt.
Vertiefung: Wissenschaft und Religion: Komplementäre Systeme des Wissens und der Praxis
28. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Es gibt noch viel über Gesellschaftsmodelle zu lernen, die ethischen Grundsätzen Vorrang einräumen und deren Entwicklung und Anwendung in der gesamten Bevölkerung aktiv fördern. Die Einrichtung eines Lernzentrums innerhalb jeder UN-Agentur, das sich mit der praktischen Anwendung moralischer und ethischer Grundsätze befasst, anstatt nur nach fertigen Lösungen zu suchen, könnte Wissen darüber generieren, wie Fortschritt in sämtlichen Bereichen menschlicher Erfahrung gefördert werden kann.
Eine bemerkenswerte Alternative zum Paradigma des rein materiellen Fortschritts liegt in der Bedeutung, die sehr viele Menschen überall auf der Welt der Transzendenz des menschlichen Geistes und seiner Verbindung mit dem Göttlichen beimessen. Aus einer systematischen wissenschaftlichen Untersuchung von Gemeinden, die sich bemühen, geistige Prinzipien - wie Selbstlosigkeit, Solidarität mit anderen und Verantwortung für die Natur - anzuwenden, könnte viel gelernt werden, um einen breit angelegten sozialen Fortschritt zu fördern. Zusätzlich zu den verschiedenen Initiativen der Vereinten Nationen, die sich bereits auf die Zusammenarbeit mit religiösen Organisationen konzentrieren, könnte eine solche Untersuchung auch alternative Quellen der Motivation und Inspiration und deren Auswirkungen auf das Wohlergehen der Gemeinschaft und der Umwelt erforschen.
Gerechtigkeit als Prozess und Ergebnis
29. Im Mittelpunkt jedes authentischen Verständnisses vom Einssein auf planetarischer Ebene stehen Fragen der Gerechtigkeit. Dass weitverbreitetes Leiden das Ergebnis der ausbeutenden Beziehung der Menschheit zur Welt der Natur ist, dass einige wenige von der exzessiven Nutzung der Ressourcen der Erde zum Nachteil vieler anderer profitieren, und dass unmittelbare Interessen sich oft über die grundlegenden Bedürfnisse zukünftiger Generationen hinwegsetzen - all dies offenbart tiefe Ungerechtigkeiten gegenüber Menschen und dem Planeten.
30. Solchen Missständen zu entgegnen erfordert eine ehrliche Gewissensprüfung sowie Kreativität, Ausdauer und Demut. Die Stimmen derjenigen, die durch die gegenwärtige Ordnung benachteiligt wurden, müssen in den Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen eine weitaus größere Rolle spielen. Erkenntnisse von Volksgruppen müssen eingeholt werden, die eine harmonischere Beziehung zur natürlichen Welt pflegen und von denen viele außerhalb städtischer Zentren leben. Vielfältige kulturelle Auffassungen über die Beziehung der Menschheit zur natürlichen Welt, insbesondere die der indigenen Völker, können die notwendigen Erkenntnisse zur Schaffung von Modellen für heutige und künftige Generationen liefern, die mehr ganzheitlich und nachhaltig sind.
31. Gerechtigkeit erfordert ein breites Spektrum an Ergebnissen - zum Beispiel, dass die Vorteile der menschlichen Zivilisation gerecht verteilt werden, oder dass die Verantwortung für die Durchführung notwendiger Übergänge im Lichte der historischen Beiträge der jeweiligen Akteure zur gegenwärtigen Klimakrise aufgeteilt wird. Gerechtigkeit auf der Ergebnisebene kann jedoch nur durch Ausübung von Gerechtigkeit auf der Prozessebene hergestellt werden. Auf der individuellen Ebene erfordert Gerechtigkeit ein faires Urteilsvermögen und eine gerechte Behandlung anderer. Auf der Ebene der Gruppe ist sie der praktische Ausdruck des Bewusstseins, dass die Interessen des Einzelnen und die der Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden sind. Sie erfordert auch einen Standard der Wahrheitssuche, der weit über die Gepflogenheiten von Verhandlungen und Kompromissen hinausgeht, welche die heutigen Beziehungen kennzeichnen - nämlich einen Prozess der gemeinsamen Beratung und Entscheidungsfindung, der sich an Prinzipien hält, offen ist und auf Fakten beruht.
Vertiefung: Lernen als Arbeitsmodus
32. Die Fähigkeit zur Verwirklichung von Gerechtigkeit - und das Engagement dafür - müssen auf allen Ebenen gestärkt werden. Gerechte und gleichberechtigte Beziehungen sind eine unverzichtbare Grundlage für jede vereinte globale Bewegung für das Gemeinwohl.
33. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Gerechtigkeit erfordert Kohärenz von Wort und Tat. Über die Einrichtung neuer Gremien oder den Abschluss neuer Abkommen hinaus muss die internationale Gemeinschaft daher die Erfüllung bereits gegebener Versprechen zu einem Grundpfeiler aller künftigen Bemühungen machen. Auf diese Weise kann sie dazu beitragen, das Vertrauen wiederherzustellen, das in den letzten Jahren bedrohlich geschwunden ist - das Vertrauen in gewählte Behörden, in Medien, in Erkenntnisse der Wissenschaft und in die Versprechen führender Politiker der Welt.
Innerhalb der derzeitigen Strukturen könnten globale Vereinbarungen gerechter gestaltet werden, wenn Mittel geschaffen werden, welche die zukünftigen Auswirkungen der vorgeschlagenen politischen Maßnahmen abschätzen und modellieren können. Eine solch vorausschauende Orientierung, veranschaulicht zum Beispiel im Vorschlag für einen Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für künftige Generationen, und gebaut auf Lernerfahrungen von Orten, die eine solche Herangehensweise einführten, würde dazu beitragen, den Entscheidungsprozess von den engen Interessen der heutigen Akteure fernzuhalten, und mittel- und langfristige Gerechtigkeit und Verantwortung in den Vordergrund zu stellen.
Die Rolle des Staates voll anerkennen
34. Beim Aufbau einer nachhaltigeren Welt müssen zahlreiche Akteure eine Rolle spielen. Örtliche Gemeinden können viel tun, um kollektives Handeln zu fördern und die innovativen Fähigkeiten ihrer Mitglieder zu vervielfachen. Die Jugend zeigt immer wieder Offenheit für neue Wege zur Organisation der Gesellschaft, sowie Bereitwilligkeit durch eigenes Handeln an vorderster Front zu lernen, und Bereitschaft zum Einsatz für hohe Bestrebungen und für das Wohlergehen künftiger Generationen. Unternehmen und Industrie, als Hauptstützen der heutigen Wirtschaftsordnung, können konstruktive Entscheidungen treffen, deren Nutzen sich auf Gesellschaften und Landschaften in der ganzen Welt auswirkt. Die Rolle der nationalen Regierung ist heute jedoch unvergleichlich und von hoher Bedeutung. Zu diesem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte ist der Nationalstaat eine der grundlegenden Einheiten der globalen politischen Ordnung. Den Staaten kommt daher eine unentbehrliche Rolle bei der Bewältigung transnationaler Umweltprobleme zu.
[Das Prinzip der Einheit der Menschheit] besteht auf der Unterordnung nationaler Regungen und Belange unter die zwingenden Ansprüche einer geeinten Welt. Es verwirft einerseits die übersteigerte Zentralisation und entsagt zum andern allen Versuchen der Gleichmacherei.
Bahá’í-Schriften
Vertiefung: Der Ort des Entscheidungsprozesses
35. Das Mandat des Staates als Verwalter des Gemeinwohls ist langfristiger Natur und geht über Wahlzyklen und politische Amtszeiten hinaus. Eine wirksame Regierungsführung gewährleistet das Gedeihen aller innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs, auch für kommende Generationen. Der Staat trägt auch eine entscheidende Verantwortung für die Verwaltung der Gemeingüter, sei es innerhalb seiner eigenen Grenzen oder, in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die darüber hinausgehen, zum Beispiel bei der Verwaltung und Pflege öffentlicher Güter, die allen zugutekommen.
36. Bei der Bewältigung von Umweltproblemen muss der Staat sein gesamtes Leistungsvermögen verwirklichen. Der Umbau ganzer Industrien in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft nimmt Jahrzehnte in Anspruch und erfordert enorme Mengen an finanziellen Ressourcen, Arbeitsplätzen und physischer Infrastruktur. Unerlässlich wird daher die Rolle der Regierung sein, langfristige Pläne zu entwickeln, sie im Laufe der Zeit methodisch voranzutreiben, und die Bedingungen zu schaffen, unter denen notwendige Fortschritte möglich werden.
37. In einigen Fällen könnte dies in Form von Subventionen, Ausgleichszahlungen, regulatorischen Anpassungen, oder mit anderen Mitteln geschehen, die Anreize für notwendige Maßnahmen schaffen. In anderen Fällen wird die normsetzende Rolle der Regierung und einzelner Führungskräfte erforderlich sein, die erklären, ermutigen, loben, und zum Handeln aufrufen. Im Allgemeinen sind Regierungsinstitutionen einzigartig positioniert, um den Wandel über Generationen zu fördern und aufrechtzuerhalten.
38. Wenn Staaten Umweltbelange wirksam angehen wollen, wird es von entscheidender Bedeutung sein, neue Qualitäten und Einstellungen bezüglich des Führungsstils zu verwirklichen. Der persönliche Charakter ist in dieser Hinsicht von zentraler Bedeutung, und Fortschritt wäre darin zu sehen, wenn Führungspersönlichkeiten den öffentlichen Dienst als eine Verantwortung und nicht als einen Weg zur persönlichen Bereicherung betrachten, wenn sie Rechenschaft über Ziele ablegen, die höher sind als Wahlsieg oder persönliches Vorankommen, und Entscheidungen treffen, die zwar schwierig sind, aber dem Allgemeinwohl dienen. Solche Beispiele moralischer Stärke gehören zu den dauerhaftesten Errungenschaften von Führungspersönlichkeiten und werden noch lange in Erinnerung bleiben, nachdem das Kalkül eines bestimmten Moments oder politischen Klimas verblasst ist.
39. Der Pessimismus gegenüber der Rolle des Staates hat in den letzten Jahren zugenommen, und es ist wahr, dass viele Menschen gelitten haben, wenn Regierungen nicht in der Lage oder willens waren, ihre Funktionen zu erfüllen - wenn die Aufgabe, Regeln und Standards festzulegen, an Vertreter eigennütziger Interessen abgegeben wurde; wenn die Erbringung von Dienstleistungen in einer Weise privatisiert wurde, die menschliches Wohlergehen den Erfordernissen von Profit unterordnete; wenn politische Korruption und Berechnung das Gemeinwohl dem persönlichen Vorteil opferte.
Gutes Regieren schafft den Rahmen, in welchem Privatsektor, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und andere ihren größten Beitrag leisten können.
40. Solche Überlegungen sind jedoch weniger eine Anklage gegen Regierung an sich als vielmehr ein Hinweis auf die besondere Macht, die sie allein besitzt. Gutes Regieren macht es möglich, die Kraft des Handelns auf der Ebene der individuellen Initiative freizusetzen und auf der Ebene des kollektiven Willens zum Blühen zu bringen. Gutes Regieren schafft den Rahmen, in welchem Privatsektor, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und andere ihren größten Beitrag leisten können. Alle haben daher Interesse daran, sicherzustellen, dass die Regierung, als Förderer des öffentlichen Vertrauens, ihre Aufgaben so umfassend wie möglich erfüllt.
41. Vorschläge zur weiteren Erkundung
Die Verantwortung der Staaten, das Wohlbefinden ihrer Bevölkerung zu fördern - das letztlich auf dem Wohlergehen der Menschheit als Ganzes beruht - muss an erster Stelle bei der Gestaltung politischer Vereinbarungen stehen. Entscheidungsgremien müssen daher so strukturiert sein, dass Staaten die aktive Förderung des Gemeinwohls gegenüber anderen begrenzteren Anliegen gewährleisten. Viele Bereiche, in denen heute Gesetze und Regelungen bestimmt werden, sind stark von Akteuren beeinflusst, die - zumindest teilweise - durch Interessen wie Anhäufung finanzieller Gewinne oder politischer Macht motiviert sind. Mechanismen sind daher erforderlich, die sicherstellen, dass solche Akteure - ob multinationale Konzerne, Medienunternehmen, technologische Plattformen, spezielle Interessengruppen oder andere - nur in dem Maße einbezogen werden, wie ihre Beteiligung langfristige Nachhaltigkeit fördert und die redlichen Bemühungen der Volksvertreter stärkt, anstatt sie zu untergraben. Im Kontext der Vereinten Nationen könnte dies beispielsweise in Form von Vereinbarungen geschehen, die sicherstellen, dass nichtstaatlichen Akteuren mit Zugriff zu übermäßigen finanziellen oder anderen materiellen Ressourcen keine Vorzugsbehandlung oder unzulässige Beeinflussung gewährt wird.
Die Diskrepanz zwischen dem Ausmaß der erforderlichen Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise und den tatsächlich ergriffenen Maßnahmen wird häufig auf einen vermeintlichen Mangel an finanziellen Mitteln zurückgeführt. Aber eine grundlegende Aufgabe des Staates ist die umsichtige Mobilisierung und Ausgabe von Ressourcen zur Förderung des Gemeinwohls in einer Größenordnung, die dem jeweiligen Bedarf entspricht. Institutionen der Regierung haben daher eine bedeutende Verantwortung gegenüber heutigen und künftigen Generationen. Diese Verantwortung verleiht Staaten ein moralisches und ethisches Mandat zur Beschaffung von Ressourcen, die ausreichen, um dringende und künftige Bedürfnisse zu befriedigen, unter gebührender Berücksichtigung von Normen der Gerechtigkeit, Kapazität und Verantwortlichkeit. Sie verlangt auch, dass diese Ressourcen zur Förderung des Wohlergehens der Menschheit eingesetzt werden und nicht zur Subventionierung von nicht nachhaltigen oder zerstörenden Lebensweisen. Eine Ausweitung dieser Verantwortung auf die globale Ebene würde auch, zusätzlich zu den offensichtlichen Auswirkungen auf nationale politische Regelungen, erhebliche Anpassungen in den wirtschaftlichen Vereinbarungen unter Ländern erfordern, nicht zuletzt mit nötigen Schritten zur Verringerung ihrer krassen und destruktiven Wohlstandsunterschiede. Zu diesem Zweck wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen vorgeschlagen, wie zum Beispiel ein Mechanismus, der eine globale Koordination von Steuern gewährleistet, oder eine Struktur zum Regulieren von illegalen Finanzströmen. Wenn sie mit Bedacht umgesetzt werden, können solche Vorschläge viel dazu beitragen, den verfügbaren Pool an globalen Ressourcen gut zu nutzen.
Die Welt, die auf uns wartet
42. Eine blühende globale Zivilisation in Harmonie mit der natürlichen Umwelt ist eine Vision, um die sich immer mehr Menschen bemühen. Die Welt, die auf uns wartet, ist eine Welt der Integration und der Ausgewogenheit, der Schönheit und Reife. Es ist eine Welt mit einem neu definierten Sinn für Fortschritt, in welcher Gemeinden und Einzelpersonen mit Unterstützung von Institutionen an der Verwirklichung ihrer höchsten Bestrebungen arbeiten. Es ist eine Welt, die zunehmend von schädlichen moralischen Kompromissen - seien sie sozial, wirtschaftlich oder ökologisch - befreit ist, die so oft als notwendig für den Fortschritt dargestellt wurden.
43. Die Bewegung hin zur Verwirklichung dieser Vision hat begonnen und gewinnt an Schwung. Erhabene Ziele wurden formuliert, und Handeln ist in einem noch nie dagewesenen Ausmaß erforderlich. Doch das Tempo der Transformation ist den Erfordernissen des Augenblicks bis jetzt nicht angemessen. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Optionen für die notwendigen Anpassungen wird nur schrumpfen, wenn das Handeln in die Zukunft verschoben wird. Wird die Menschheit nach der Wahrheit handeln, dass ihr eigenes Schicksal und das des Planeten unwiderruflich miteinander verwoben sind? Oder wird es noch größere Katastrophen brauchen, um sie zum Handeln zu bewegen?
Die Bewegung hin zur Verwirklichung dieser Vision hat begonnen;
sie gewinnt an Schwungkraft.
44. Die Kluft zwischen Absicht und Handeln ist eine der zentralen Herausforderungen, vor denen die Menschheit heute steht. Diese Kluft kann überbrückt werden; Einzelpersonen, Gemeinden und Nationen tragen jeden Tag ihren Teil zu diesem Ziel bei. Damit die Maßnahmen jedoch das erforderliche Ausmaß erreichen, bedarf es eines weitaus stärkeren Konsenses und kollektiven Willens unter den Nationen in Bezug auf die Werte, die der gegenwärtige Entwicklungsstand der Menschheit erfordert. Dies bedarf auch einer viel größeren Entschlossenheit, diese Werte in die Praxis umzusetzen, sich auf das zu besinnen, was dem Gemeinwohl dient, und alles zu verwerfen, was dem moralischen und praktischen Gebot der Stunde im Wege steht. Dies ist in der Tat ein hohes Unterfangen und sein Nutzen ein unschätzbares Vermächtnis, das den kommenden Generationen hinterlassen werden muss. Lassen wir uns gemeinsam diesen Anforderungen gerecht werden.
Die traurigen Ursachen des Krieges
Die traurigen Ursachen des Krieges und die Pflicht eines jeden, sich um Frieden zu bemühen
Ansprache von 'Abdu'l-Bahá in Paris, Oktober 1911
Ich hoffe, dass ihr alle glücklich und wohlauf seid. Ich bin nicht glücklich, sondern sehr betrübt. Die Nachricht von der Schlacht bei Benghazi bekümmert mein Herz. Ich wundere mich über die menschliche Grausamkeit, die noch in der Welt ist. Wie können Menschen von morgens bis abends kämpfen, einander töten und das Blut ihrer Mitmenschen vergießen? Und wofür? Nur, um die Herrschaft über ein Stück Erde zu gewinnen! Selbst die Tiere haben beim Kampf einen unmittelbaren und vernünftigeren Anlass für den Angriff! Wie schrecklich ist es, dass sich Menschen, die dem höheren Reiche angehören, so erniedrigen, dass sie ihre Mitgeschöpfe um den Besitz eines Landstriches erschlagen und mit Elend überziehen!
Das höchste der erschaffenen Wesen kämpft um die niederste Form des Stoffes: Erde. Das Land gehört nicht einem Volke, sondern allen. Diese Erde ist nicht des Menschen Heim, sondern sein Grab. Es ist um ihre Gräber, worum diese Menschen kämpfen. Nichts in dieser Welt ist so schrecklich wie das Grab, die Stätte der verwesenden Menschenleiber.
Wie groß auch der Eroberer sein mag, wie viele Länder er auch versklavt, er kann von diesen verwüsteten Ländern nichts behalten, als ein winziges Stück: sein Grab. …
Aber der Krieg wird gemacht, um den menschlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Um des weltlichen Gewinnes einiger weniger willen wird schreckliches Elend über ungezählte Heime gebracht und das Herz von Hunderten von Männern und Frauen gebrochen!
Wie viele Witwen trauern um ihre Gatten, wie viele Berichte über wilde Grausamkeiten werden laut! Wie viele verwaiste Kinderchen schreien nach ihren toten Vätern, wie viele Frauen weinen um ihre erschlagenen Söhne!
Nichts ist so herzzerbrechend und schrecklich, wie ein Ausbruch der menschlichen Wildheit. Ich heiße euch alle und jeden von euch, alles, was ihr im Herzen habt, auf Liebe und Einigkeit zu richten. Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem stärkeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden. Kriegsgedanken zerstören alle Eintracht, Wohlfahrt, Ruhe und Freude.
Gedanken der Liebe schaffen Kameradschaftlichkeit, Frieden, Freundschaft und Glückseligkeit. …
Wenn ihr von ganzem Herzen Freundschaft mit allen Rassen auf Erden wünscht, so werden sich eure Gedanken geistig und aufbauend verbreiten, sie werden zum Wunsche anderer werden, wachsen und wachsen, bis sie alle Menschen erreichen.
'Abdu'l-Bahá
Religion und Wissenschaft - Beitrag aus der Gemeinde
Religion und Wissenschaft sind die beiden Flügel, auf denen sich die Intelligenz des Menschen in die Höhe aufschwingen, mit denen sie fortschreiten kann. Es ist nicht möglich, nur mit einem Flügel zu fliegen.
Abdu’l-Bahá (1844 - 1921)
Liebe Freunde,
wer obenstehendes Zitat aus Sicht führender Physiker unserer Zeit betrachten will, dem empfehle ich ein kleines Taschenbuch:
Hans-Peter Dürr (Hrsg.): Physik und Transzendenz - Die großen Physiker unseres Jahrhunderts über ihre Begegnung mit dem Wunderbaren, München 1990.
Es ist antiquarisch für kleines Geld erhältlich. Während ich dieses Buch las, kamen mir immer wieder Verse Bahá’u’lláhs und Abdu’l-Bahás in Erinnerung und ich bemerkte erstaunliche Parallelen. Wenn ihr euch auf Entdeckungsreise machen wollt, oder wenn euch naturwissenschaftliche Vorstellungen als Hindernis auf dem Weg zur Gotteserkenntnis erscheinen, wird euch das Buch eine wertvolle Lektüre sein und ihr werdet sicherlich viele weitere Zusammenhänge zwischen den beiden Bereichen - Religion und Wissenschaft - finden.
Hier ein kleines Beispiel:
Ohne Zweifel verdanken die Völker der Welt, welcher Rasse oder Religion sie auch angehören, ihre Erleuchtung derselben himmlischen Quelle und sind einem einzigen Gott untertan. Unterschiede der Regeln und Riten, denen sie unterstehen, müssen den wechselnden Anforderungen und Bedürfnissen der Zeitalter zugeschrieben werden, in denen sie offenbart wurden. Alle bis auf wenige, die aus menschlicher Verderbtheit entstanden, wurden von Gott verordnet und sind eine Widerspiegelung Seines Willens und Zieles.
Bahá’u’lláh, Äl 111:1
Die Frage nach den Werten - das ist doch die Frage nach dem, was wir tun, was wir anstreben, wie wir uns verhalten sollen. Die Frage ist also vom Menschen und relativ zum Menschen gestellt; es ist die Frage nach dem Kompass, nach dem wir uns richten sollen, wenn wir unseren Weg durchs Leben suchen. Dieser Kompass hat in den verschiedenen Religionen und Weltanschauungen sehr verschiedene Namen erhalten: das Glück, der Wille Gottes, der Sinn, um nur einige zu nennen. Die Verschiedenheit der Namen weist auf sehr tiefgehende Unterschiede in der Struktur des Bewusstseins der Menschengruppen hin, die ihren Kompass so genannt haben. Ich will diese Unterschiede sicher nicht verkleinern. Aber ich habe doch den Eindruck, dass es sich in allen Formulierungen um die Beziehungen der Menschen zur zentralen Ordnung der Welt handelt. Natürlich wissen wir, dass für uns die Wirklichkeit von der Struktur unseres Bewusstseins abhängt; der objektivierbare Bereich ist nur ein kleiner Teil unserer Wirklichkeit. Aber auch dort, wo nach dem subjektiven Bereich gefragt wird, ist die zentrale Ordnung wirksam und verweigert uns das Recht, die Gestalten dieses Bereichs als Spiel des Zufalls oder der Willkür zu betrachten. Allerdings kann es im subjektiven Bereich, sei es des einzelnen oder der Völker, viel Verwirrung geben. Es können sozusagen die Dämonen regieren und ihr Unwesen treiben, oder um es mehr naturwissenschaftlich auszudrücken, es können Teilordnungen wirksam werden, die mit der zentralen Ordnung nicht zusammenpassen, die von ihr abgetrennt sind. Aber letzten Endes setzt sich doch wohl immer die zentrale Ordnung durch, das „Eine“, um in der antiken Terminologie zur reden, zu dem wir in der Sprache der Religion in Beziehung treten.
Literatur- und Quellenhinweise
Werner Heisenberg, in: Positivismus, Metaphysik und Religion, zit. aus: Physik und Transzendenz, S. 318, Knaur Verlag, München 1990
Werner Heisenberg, deutscher Physiker, geboren am 5.12.1901, gestorben am 1.2.1976 in München. Bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet der Atom- und Molekularphysik, der Quantenfeldtheorie, der Kernphysik, der kosmischen Strahlung und, in späteren Jahren, einer Einheitlichen Quantenfeldtheorie der Materie. Erhielt 1932 den Nobelpreis für Physik.
Dieser Beitrag wurde erstellt durch:
Jürgen Böller, Mitglied der Bahá'í-Gemeinde Witten, Juni 2016
„Enough!“ (Genug!)
Am Samstag, den 14. Mai 2016 jährt sich zum 8. Mal die Inhaftierung der sieben „Yaran“, die zuvor als informelles Führungsgremium die Belange der iranischen Bahá’í-Gemeinde koordiniert hatten. Bahá’í-Gemeinden erinnern aus diesem Anlass überall an den aufopfernden Dienst, den die Yaran ihrem Land und der Menschheit widmeten und für den sie eine vollkommen ungerechte, lange Haftstrafe verbüßen müssen.
Der unermessliche und hingebungsvolle Dienst dieser sieben Freunde – Fariba Kamalabadi, Jamaloddin Khanjani, Afif Naeimi, Saeid Rezaie, Mahvash Sabet, Behrouz Tavakkoli und Vahid Tizfahm – wurde zum Jahrestag der Inhaftierung vor zwei Jahren in einem Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 13. Mai 2014 an die Bahá’í im Iran wie folgt gewürdigt: „... ein weiteres Jahr ist vergangen, seit eine Gruppe Ihrer Mitgläubigen inhaftiert wurde – ergebene und loyale Bürger Ihres Landes, die es sich, obwohl man ihnen selbst die grundlegenden Menschenrechte vorenthält, zur Aufgabe gemacht hatten, ihre Gemeinde in ihren Angelegenheiten zu unterstützen, ihre Kinder zu erziehen, ihren von den Universitäten ausgeschlossenen Jugendlichen beizustehen, sich um die Alten zu kümmern und gemäß ihren eigenen geistigen Geboten zu leben – um so einen edlen Lebensstil zu fördern und zu helfen, eine dynamische Gesellschaft aufzubauen. Wegen dieser „Verbrechen“ wurden sie ins Gefängnis gesperrt. ...“
Wir rufen die Freunde auf, die Yaran in ihre Gebete mit einzuschließen und ihnen in der Zeit um diesen Jahrestag besondere Dienste zu widmen, die ihnen und zahllosen Freunden in der Wiege unseres Glaubens versagt bleiben.
Aus diesem Anlass wird die Bahá’í-Gemeinde weltweit in den sozialen Medien (Facebook und Twitter) gemeinsam mit ihren Freunden in einem Aktionstag mit dem Aufruf „Enough!“ (Genug!) ihre Stimme erheben und von der iranischen Führung die Freilassung der Yaran fordern. Die Freunde sind eingeladen, zu diesem Anlass in den sozialen Medien zusammen auch mit ihren Freunden teilzunehmen und unter Verwendung des „Hashtags“ #ReleaseBahai7Now ihren Beitrag zu der Aktion zu leisten.
Die Bahá’í-Gemeinde Deutschland wird darin fortfahren, bei allen denkbaren Gelegenheiten – auch auf der höchsten Ebene unseres Landes – auf die Lage der Freunde im Iran hinzuweisen und ihren unschätzbaren Beitrag zum Wohlergehen der ganzen Menschheit unterstützen.
Fremdenfeindlichkeit und Fanatismus dürfen nicht religiös begründet werden!
Am 9. März 2016 traf sich der Runde Tisch der Religionen in Deutschland zu seiner halbjährlichen Sitzung in Frankfurt/Main. Aus aktuellem Anlass verabschiedeten dabei die Mitglieder der größten in Deutschland vertretenen Religionsgemeinschaften eine gemeinsame Stellungnahme zur Flüchtlingsfrage. Darin bekräftigten sie unter anderem, dass sie „alles, was einem Willkommensklima in unseren Gemeinden und unserer Gesellschaft dient - in Begegnung, Verständigung und Kooperation aus tiefer Überzeugung unterstützen“. Als Vertreter der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland war Dr. Nicola Towfigh dabei.
Die Bahá'í-Gemeinde Witten schließt sich der nachfolgenden Erklärung an.
Mittwoch, 16. März 2016
Erklärung des Runden Tisches der Religionen in Deutschland zur Flüchtlingsfrage
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Levitikus / 3. Mose 19,33-34
Jesus spricht: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen oder nicht aufgenommen. ... Was ihr für meine geringsten Brüder und Schwestern getan habt oder nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder nicht getan.“
Nach Matthäus 25,35.40
O ihr Menschen. Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.
Koran Sure 49,13
Die Erde ist eine Heimat. Alle Menschen sind ihre Bürger.
Baha’u’llah
Sieh jeden Bittenden als deinen spirituellen Meister an.
Vimalakirti Sutra (Buddhismus)
Die Aussagen unserer heiligen Schriften im Blick auf Fremde, auf Bedürftige und auf das Verhältnis der verschiedenen Völker zueinander sind eindeutig. Sie entsprechen der zentralen Aussage der Menschenrechtserklärung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Für Menschen, die in den Traditionen ihrer Religionen leben, sind sie verbindlich. Fremdenfeindlichkeit und Fanatismus dürfen nicht religiös begründet werden!
Für die Religionsgemeinschaften ergeben sich in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise folgende Maßstäbe:
Bei allen notwendigen Maßnahmen ist die Würde jedes einzelnen Menschen und die Perspektive eines gelingenden Zusammenlebens national und international zu achten.
Das gilt für die Bekämpfung der Fluchtursachen ebenso wie für die Versorgung in den Flüchtlingslagern der verschiedenen Länder, für die Aufnahme in Deutschland und auch für unvermeidliche Rückführungen.
Wir setzen uns insbesondere ein für gemeinsame Aktionen der Religions-gemeinschaften im nationalen wie im internationalen Rahmen. Dabei hat die Freiheit in umfassendem Sinne für uns besonderes Gewicht, indem wir verfolgten und marginalisierten Gruppen zur Seite stehen wollen. Alles, was einem Willkommensklima in unseren Gemeinden und unserer Gesellschaft dient - in Begegnung, Verständigung und Kooperation -, unterstützen wir aus tiefer Überzeugung.
Für die Mitglieder des Runden Tisches der Religionen in Deutschland (RT/D) aus dem Zentralrat der Juden, der evangelischen Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche, der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), dem Islamrat, dem Zentralrat der Muslime, der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) und dem Nationalen Geistigen Rat der Baha'i.
gez. Dr. Franz Brendle
Geschäftsführer des Runden Tisches der Religionen Deutschland