Selbsterkenntnis
Die Schriften bestätigen eindeutig die Wichtigkeit der Selbsterkenntnis, betonen die Notwendigkeit, sich um die Unterordnung des Egos zu bemühen...
Auszug aus einem Memorandum der Forschungsabteilung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 1. August 1988
Zusammenstellung der behandelten Themen:
1. Selbsterkenntnis
* ihre Bedeutung (Auszug 1 und 2)
* das wahre Selbst (Auszug 3)
* die Grundlage für das wahre Verständnis des Selbstes (Auszug 12)
2. Entwicklung des Selbstes
* die Bedeutung der Erziehung (Auszug 8 und 10)
* die Rolle des individuellen Wollens und Bemühens (Auszug 5 und 9)
* der Schlüssel zum Sieg über das Selbst (Auszug 14)
3. Gefahren der alleinigen Konzentration auf das Selbst (Auszug 11 und 13)
4. Die Notwendigkeit, über das Selbst hinauszuschauen
* ein weltumfassender Blick (Auszug 4)
* lebhafte Anteilnahme an den Nöten der Zeit (Auszug 7)
5. Das Ego und das Selbst
* zwei Bedeutungen des Selbstes (Auszug 15)
* Notwendigkeit, gegen das Ego anzukämpfen (Auszug 16)
Aus den Schriften Bahá'u'lláhs
1. Das erste Taraz und der erste Lichtstrahl, der am Horizont des Mutterbuches anbricht, ist, daß der Mensch sich selbst erkennen und unterscheiden soll, was zu Erhöhung und Erniedrigung, zu Ruhm und Schande, zu Reichtum und Armut führt....
Botschaften aus Akka 4:8
2. Wahren Verlust erleidet, wer seine Tage in völliger Unkenntnis über sein wahres Selbst verbringt.
Botschaften aus Akká 10:22
3.... Durch die Lehren dieser Sonne der Wahrheit wird jeder Mensch fortschreiten und sich entwickeln, bis er die Stufe erreicht, auf der er alle in ihm verborgenen Kräfte offenbaren kann, mit denen sein Innerstes wahres Selbst begabt worden ist. Zu eben diesem Zweck sind in jedem Zeitalter und in jeder Sendung die Propheten Gottes und Seine Auserwählten unter den Menschen erschienen und haben eine Kraft gezeigt, wie sie von Gott geboren ist, und eine Macht, wie sie nur der Ewige offenbaren kann.
Ährenlese 27:5
4. Laßt eueren Blick weltumfassend sein, anstatt ihn auf euer Selbst zu beschränken. Ährenlese 43:5
5. Und nun zu deiner Frage nach der Erschaffung des Menschen. Wisse, daß alle Menschen in der von Gott, dem Bewahrer, dem Selbstbestehenden, bestimmten Art erschaffen sind. Jedem ist, wie auf Gottes mächtigen, wohlverwahrten Tafeln verfügt, ein vorbestimmtes Maß zugewiesen. Alles, was ihr an Anlagen besitzt, kann jedoch nur als Ergebnis eueres eigenen Wollens offenbar werden. Euere Taten bezeugen diese Wahrheit....
Ährenlese 77:1
6. Alles in den Himmeln und auf Erden ist unmittelbar Beweis dafür, daß sich darin Gottes Eigenschaften und Namen offenbaren, da jedes Atom die Zeichen verwahrt, welche für die Offenbarung des Größten Lichtes beredtes Zeugnis ablegen. Mich dünkt, ohne die Macht dieser Offenbarung könnte kein Wesen je bestehen. Wie hell strahlen die Leuchten der Erkenntnis in einem Atom, wie weit hin wogen die Meere der Weisheit in einem Tropfen! In höchstem Grade gilt dies für den Menschen, der unter allem Erschaffenen mit dem Gewande solcher Gaben bekleidet und für die Herrlichkeit einer solchen Auszeichnung auserkoren wurde. Denn in ihm sind alle Namen und Eigenschaften Gottes der Anlage nach in einem Maß offenbart, das nichts Erschaffenes sonst überragt oder übertrifft. Alle diese Namen und Eigenschaften treffen auf ihn zu. So hat Er gesagt: Der Mensch ist Mein Geheimnis, und Ich bin sein Geheimnis. Mannigfaltig sind die Verse, die in all den himmlischen Büchern und den heiligen Schriften wiederholt zu diesem tiefsten, erhabensten Thema offenbart worden sind. So hat Er offenbart: Wir werden ihnen sicherlich Unsere Zeichen zeigen in der Welt und in ihnen selbst. (Quran 51:21-22) Und wiederum offenbarte Er: Und seid nicht wie jene, die Gott vergessen und die Er darum ihr eigenes Selbst vergessen ließ. (Quran 59:20) In diesem Zusammenhang hat Er, der ewige König - mögen die Seelen aller, die im mystischen Tabernakel wohnen, ein Opfer für Ihn sein - gesprochen: Der hat Gott erkannt, der sich selbst erkannt hat. (Ausspruch des Imam Alí)
Ährenlese 90:1
7. Der allwissende Arzt legt Seinen Finger an den Puls der Menschheit. Er erkennt die Krankheit und verschreibt in Seiner unfehlbaren Weisheit das Heilmittel. Jede Zeit hat ihr eigenes Problem, jede Seele ihre besondere Sehnsucht. Das Heilmittel, dessen die Welt in ihren gegenwärtigen Nöten bedarf, kann nicht das gleiche sein, das ein späteres Zeitalter erfordern mag. Befaßt euch gründlich mit den Nöten der Zeit, in der ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen auf ihre Bedürfnisse und Forderungen.
Ährenlese 106:1
8.... Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, daß es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.
Ährenlese 122:1
9. Aus dem erhabenen Quell, aus dem Wesen Seiner Gunst und Güte hat Er alles Erschaffene mit einem Zeichen Seiner Erkenntnis betraut, auf daß keines Seiner Geschöpfe davon ausgeschlossen sei, seinen Anteil von dieser Erkenntnis kundzutun, jedes nach seiner Fähigkeit und nach seinem Rang. Dieses Zeichen ist der Spiegel Seiner Schönheit in der Welt der Schöpfung. .. Es kann keinen Zweifel geben, daß durch die Anstrengungen, die jeder Mensch bewußt unternimmt, und durch den Einsatz seiner geistigen Fähigkeiten dieser Spiegel vom Schmutz irdischer Befleckung so gereinigt und von teuflischem Wahn so befreit werden kann, daß er den Auen ewiger Heiligkeit nahen und die Höfe immerwährender Gemeinschaft erreichen kann....
Ährenlese 124:2, 3
10. Wer immer sich unter euch erhebt, die Sache seines Herrn zu lehren, der lehre vor allem sein eigenes Ich, damit seine Rede die Herzen seiner Hörer anziehe. Ehe er sich nicht selbst lehrt, werden die Worte seines Mundes das Herz des Suchers nicht berühren. Habt acht, o Menschen, daß ihr nicht zu denen gehört, die anderen einen guten Rat geben, aber vergessen, ihn selbst zu befolgen.
Ährenlese 128:5
11. Selig bist du, weil du den Götzen des Selbstes und des leeren Trugs vernichtet und den Schleier eitlen Wahns durch die Kraft und Macht deines Herrn, des höchsten Beschirmers, des Allmächtigen, des einzig Geliebten, zerrissen hast....
Ährenlese 135:2
12. O Meine Diener, könntet ihr begreifen, mit welchen Wundern Meiner Großmut und Freigebigkeit Ich eure Seelen betrauen will, ihr würdet euch in Wahrheit von der Bindung an alles Erschaffene lösen und wahre Erkenntnis eurer selbst gewinnen -eine Erkenntnis, die das gleiche ist wie das Begreifen Meines eigenen Seins. Ihr würdet euch von allem außer Mir unabhängig finden und würdet mit euerem inneren und äußeren Auge, klar wie die Offenbarung Meines strahlenden Namens, die Meere Meiner Güte und Freigebigkeit in euch wogen sehen. Laßt nicht zu, daß euere nichtigen Einbildungen, euere bösen Leidenschaften, euere Unaufrichtigkeit und Herzensblindheit den Glanz einer so erhabenen Stufe traben oder ihre Heiligkeit beflecken.
Ährenlese 253:6
13.... manche schwachen Seelen sind der Sonne der geistigen Bedeutung und der Geheimnisse des ewigen Geliebten beraubt, da sie den Boden der Erkenntnis mit der Mauer des Ichs und des Begehrens und durch die Schleier der Achtlosigkeit und Blindheit begrenzt haben. Sie sind weit von den Juwelen der Weisheit der offenbaren Religion des Herrn der Boten abgewichen und vom Heiligtum der Erhabenen Schönheit und der Ka’bih der Herrlichkeit ausgeschlossen worden. Dies ist der Zustand des heutigen Menschen!
Sieben Täler, Tal der Einheit
Aus den Worten ‘Abdu’l-Bahás
14.... Heute ist die Bestätigung des Abhá Königreiches mit jenen, die sich selbst verleugnen, die eigene Meinung vergessen, von Persönlichkeiten unabhängig zu werden und an das Wohl anderer denken. Wer sich selbst vergaß, hat das Weltall und seine Bewohner gefunden. Wer mit sich selbst beschäftigt ist, wandert in der Wüste der Achtlosigkeit und des Schmerzes. Der «Universalschlüssel» zur Selbstbeherrschung ist Selbstvergessen. Der Weg zum Palast des Lebens führt durch den Pfad der Selbstverleugnung.
(«Star of the West, Bd. 17, Nr. 2, v. Ma 1926, S. 348)
Aus Briefen im Auftrage Shoghi Effendis
15.... Der Begriff Selbst hat in den Baháí-Schriften tatsächlich zwei Bedeutungen oder wird in zweifachem Sinn gebraucht. Zum einen ist das Selbst die Identität des von Gott geschaffenen Individuums. Es ist das Selbst, das in Sätzen wie diesem gemeint ist: «Der hat Gott erkannt, der sich selbst erkannt hat» usw.
Das andere Selbst ist die Ichhaftigkeit, das dunkle triebhafte Erbe, das jeder von uns hat, die niedere Natur, die zu einem Ungeheuer von Selbstsucht, Brutalität, Lust usw. auswachsen kann. Dieses Selbst - oder diese Seite unserer Natur - ist es, gegen das wir ankämpfen müssen, um das geistige Wesen in uns zu kräftigen und zu befreien und ihm zu helfen, seine Vollkommenheit zu erlangen.....
10. Dezember 1947, an einen Gläubigen (Zum wirklichen Leben, S.28)
16.... Das Leben ist ein ständiger Kampf, nicht nur gegen die Kräfte um uns, sondern vor allem gegen unser eigenes «Ego». Wir können es uns niemals erlauben, auf unseren Lorbeeren auszuruhen, denn wenn wir es tun, werden wir bald merken, wie die Strömung uns zurücktreibt. Viele, die von der Sache abdriften, tun dies, weil sie auf gehört haben sich weiterzuentwickeln. Sie werden selbstgefällig oder gleichgültig und hören daher auf, die geistige Stärke und Lebenskraft aus der Sache zu beziehen, die sie brauchen.- Natürlich versagen einige manchmal, weil sie sich einer Prüfung nicht stellen, und oft bereiten wir uns gegenseitig die schlimmsten Prüfungen. Gewiß sollten die Gläubigen versuchen, diese Dinge zu vermeiden und wenn es trotzdem geschieht, sie durch Liebe zu heilen. Ganz allgemein kann man sagen, daß neun Zehntel der Schwierigkeiten der Freunde daher rühren, daß sie in ihrer Beziehung zu einander, zu den Verwaltungseinrichtungen oder in ihrem persönlichen Leben nicht das tun, was Bahá’i tun sollten.
(Aus einem Brief an einen Gläubigen, veröffentlicht in «Principles of Bahá’ íAdministration: A Compilation», 3. Ausgabe (London: Bahá’i Publishing Trust, 1973), S. 87-88)