Samen für den Mashriqu’l-Adhkár in Gemeinden
ANDACHTSVERSAMMLUNGEN
Samen für den Mashriqu’l-Adhkár in Gemeinden
„Wann immer eine Gruppe Menschen an einem Versammlungsort zusammenkommt, Gott zu verherrlichen, wann immer sie über die Geheimnisse Gottes sprechen, wird ohne Zweifel der Odem des Heiligen Geistes sanft über sie wehen, und jeder wird sein[en] Teil davon empfangen.“
‘Abdu’l-Bahá, Briefe und Botschaften, Vers 56
„Wenn einige wenige Seelen voller Liebe in einer Versammlung zusammenkommen, mit Gefühl für das Königreich, hingezogen zum Göttlichen, reinen Herzens und in völliger Reinheit und Heiligkeit, um sich in duftender Geistigkeit zueinander zu gesellen, wird diese Versammlung Einfluß auf die ganze Welt haben. Umstände, Worte und Taten dieser Versammlung werden eine Welt in ewiges Glück leiten und Zeugnis ablegen für die Gnade des Königreichs. Der heilige Geist wird sie stärken, die Himmlischen Heerscharen werden sie siegreich machen, und die Engel Abhá werden herniedersteigen.“
‘Abdu’l Bahá, zit. in Beratung, S. 10
▪ Wie stellen wir uns die oben genannten Auswirkungen vor?
▪ Was unterscheidet Andachtsversammlungen von anderen Versammlungen?
„Es gibt nichts Lieblicheres in der Welt des Seins als das Gebet! Die Menschen müssen in einem Gebetszustand leben. Der gesegnetste Zustand ist der des Betens und Flehens. Gebet ist Zwiesprache mit Gott. Die größte Fähigkeit oder der lieblichste Zustand ist kein anderer als die Zwiesprache mit Gott. Sie schafft Geistigkeit, Bewusstheit und himmlische Gefühle, sie erzeugt neue Anziehungen vom Königreich und erweckt die Empfänglichkeit der geistigen Natur.“
‘Abdu’l Bahá, zit. in Ruhi-Buch 1, Gebet – Abschnitt 3
„Die Zwillingsleuchten dieses strahlenden Zeitalters haben uns dies gelehrt: Das Gebet ist das unverzichtbare geistige Gespräch der Seele mit ihrem Schöpfer, direkt und ohne Mittler. Es ist die geistige Nahrung, die das Leben des Geistes erhält. Wie der morgendliche Tau bringt es dem Herzen Frische und reinigt es, so dass es frei von den Bindungen des hartnäckigen Egos wird. Es ist ein Feuer, das die Schleier verbrennt, und ein Licht, das zum Meer der Wiedervereinigung mit dem Allmächtigen führt. Auf seinen Flügeln schwingt sich die Seele auf in himmlische Sphären, näher zu der göttlichen Wirklichkeit. Die Entwicklung der grenzenlosen Fähigkeiten der Seele und die Anziehung der Wohltaten Gottes hängen von der Güte des Gebets ab; es auszudehnen ist jedoch nicht wünschenswert. Die im Gebet latenten Kräfte werden offenbar, wenn es aus Liebe zu Gott dargebracht wird, jenseits jeglicher Furcht oder Hoffnung, und frei von Zurschaustellung und Aberglauben. Es sollte mit aufrichtigem und reinem Herzen dargebracht werden und zu innerer Schau und tiefem Nachdenken führen, so dass die Verstandeskraft durch seine Wirkungen erleuchtet werden kann. Ein solches Gebet wird die Beschränkung der Worte überwinden und weit über bloße Töne hinauswachsen. Die Süße seiner Melodien muss das Herz erfreuen und erheben und die durchdringende Macht des Wortes verstärken, irdische Neigungen in himmlische Attribute verwandeln und zu selbstlosem Dienst an der Menschheit inspirieren.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 18. Dezember 2014
▪ Wie können wir in unseren Andachten die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die hier angeführten Merkmale des Gebets verstärkt zum Ausdruck kommen?
„Es ziemt den Freunden, ein Treffen abzuhalten, eine Versammlung, in der sie Gott verherrlichen, ihr Herz an Ihn binden, die heiligen Schriften der Gesegneten Schönheit lesen und vortragen – möge meine Seele das Lösegeld für Seine Liebenden sein! Das Licht aus dem allherrlichen Reich, die Strahlen des höchsten Horizontes ergießen sich über solch leuchtende Versammlungen; denn sie sind nichts anderes als die Mashriqu'l-Adhkár, die Aufgangsorte der Erwähnung Gottes, die nach dem Gebot der Erhabensten Feder in jedem Dorf und jeder Stadt errichtet werden müssen... Mit der höchsten Reinheit und Weihe müssen diese geistigen Versammlungen abgehalten werden, so daß der Versammlungsort, seine Erde und die Luft um ihn her den duftenden Hauch des Heiligen Geistes verströmen.“
‘Abdu’l-Bahá, Briefe und Botschaften, Vers 55
„Du fragst nach den Stätten der Andacht und ihrem tieferen Sinn. Die Weisheit der Errichtung solcher Bauwerke liegt darin, daß das Volk wissen soll: Zu einer bestimmten Stunde ist es Zeit, sich zu versammeln. Alle sollten dann zusammenkommen und sich, einträchtig aufeinander eingestimmt, im Gebet vertiefen, mit dem Ergebnis, daß aus dieser Versammlung Einheit und Liebe in den Menschenherzen wachsen und blühen.“
‘Abdu’l-Bahá, Briefe und Botschaften, Vers 58
„,Was den Mashriqu’l-Adhkár betrifft, so ist er von größter Bedeutung. ... Er kann beliebig gestaltet sein, denn selbst wenn er eine unterirdische Höhle wäre, wird diese Höhle zu einem schützenden Paradies werden, zu einem erhabenen Ruheplatz und einem Garten der Wonne. Sie wird zu einem Zentrum, in dem die Seelen erfreut und die Herzen zum Abhá-Königreich angezogen werden.‘
Ihre eigene Erfahrung zeigt, dass man sich wirklich viele Möglichkeiten für die Anwendung dieses Gesetzes und für seine organische Entfaltung an einem bestimmten Ort vorstellen kann.
Der Begriff ,Mashriqu’l-Adhkár‘ wurde in den Bahá’í-Schriften unterschiedlich verwendet:
für die Versammlung der Gläubigen zum Gebet in der Morgendämmerung; für ein Bauwerk, in dem die göttlichen Verse rezitiert werden; für die gesamte Einrichtung des Mashriqu’l-Adhkár und seiner Nebengebäude; und für das zentrale Gebäude selbst, das oft auch ,Tempel‘ oder ,Haus der Andacht‘ genannt wird. Das alles könnte man als Aspekte einer schrittweisen Umsetzung des Gesetzes betrachten, das Bahá’u’lláh in Seinem Heiligsten Buch für die Menschheit niedergelegt hat.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 18. Dezember 2014
▪ Mit welcher Institution werden Andachten assoziiert und warum?
„Noch ein weiterer Schritt ist möglich. Der Mashriqu’l-Adhkár, von ‘Abdu’l-Bahá als „eine der wichtigsten Institutionen auf der Welt“ bezeichnet, vermählt zwei wesentliche, untrennbare Aspekte des Bahá’í-Lebens: Andacht und Dienst. Die Vereinigung dieser beiden spiegelt sich auch in der Kohärenz wider, die zwischen den die Gemeindebildung betreffenden Merkmalen des Planes besteht, insbesondere ein aufkeimender Geist der Andacht, der seinen Ausdruck in Gebetsversammlungen findet, wie auch ein Erziehungsprozess, der Kapazität für den Dienst an der Menschheit aufbaut. Die Wechselwirkung von Andacht und Dienst tritt besonders in jenen Clustern auf der ganzen Welt deutlich hervor, in denen Bahá’í-Gemeinden maßgeblich an Größe und Vitalität zugenommen haben und wo die Teilnahme an sozialem Handeln offenkundig ist.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Riḍván 2012
Welche Wechselwirkung wird hier beschrieben?
Wir haben die Bahá’í aufgefordert zu erkennen, wie sie mit ihren Bemühungen um die Gemeindebildung ein neues Muster einer möglichen Gesellschaft schaffen. Insgesamt fördert dieses Muster die Fähigkeit für den Dienst – für die Erziehung und Ausbildung der jungen Generationen, für die Förderung der Jugendlichen, für die geistige Erziehung der Kinder, für die Verbesserung der Fähigkeit, gestärkt durch den Einfluss des Wortes Gottes andere auf dem Feld des Dienstes zu begleiten, und für den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt eines Volkes im Licht der göttlichen Lehren für dieses Zeitalter. Wesentlich für dieses Muster ist die Andachtsversammlung – ein gemeinschaftlicher Aspekt des gottgefälligen Lebens und eine Dimension des Konzeptes des Mashriqu’l-Adhkár – eine wunderbare Gelegenheit für Ihre Gemeinde, nicht nur den Allmächtigen anzubeten und Seine Segnungen in Ihrem eigenen Leben zu erflehen, sondern auch dafür, die geistigen Energien des Gebets Ihren Mitbürgern zu vermitteln, für sie die Reinheit der Andacht wiederherzustellen, in ihren Herzen den Glauben an die göttlichen Bestätigungen zu wecken und gleichermaßen in ihnen, und nicht zuletzt in sich selbst, den Eifer zu stärken, ihrem Volk und der Menschheit zu dienen, und auf dem Pfad der Gerechtigkeit konstruktive Widerstandskraft zu zeigen.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 18. Dezember 2014
▪ In welcher Weise fördern Andachten die Gemeindebildung und die Fähigkeit zum Dienen?
▪ Welche Gelegenheiten bieten uns Andachtsversammlungen?
„Indem [Andachtsversammlungen] [...] für die Allgemeinheit geöffnet werden, ziehen sie eine wachsende Anzahl von Suchenden an, die in der Mehrzahl begierig sein werden, Heimkreise zu besuchen und an Studienkreisen teilzunehmen. Viele werden in der Folge ihren Glauben an Bahá’u’lláh erklären und von Beginn an ihre Rolle innerhalb der Gemeinde als aktive Beteiligte an einem dynamischen Wachstumsprozess sehen.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 17. Januar 2003
„Abertausende in einer die gesamte Menschheitsfamilie umfassenden Vielfalt sind derzeit unter ebenso ernsthaften wie geistig anregenden Bedingungen mit dem systematischen Studium des schöpferischen Gotteswortes beschäftigt. Während sie sich bemühen, durch Handeln, Reflektieren und Beraten die auf diese Weise gewonnenen Einsichten anzuwenden, stellen sie fest, wie ihre Fähigkeit, dem Glauben zu dienen, neue Höhen erreicht. Als Antwort auf die tiefe innere Sehnsucht eines jeden Herzens nach Zwiesprache mit seinem Schöpfer, halten sie unter verschiedenen Rahmenbedingungen gemeinsame Andachten ab, vereinen sich mit anderen im Gebet, wecken geistige Empfänglichkeit und entwickeln einen von andächtiger Hinwendung zu Gott geprägten Lebensstil. Wenn sie einander und Familien, Freunde und Bekannte zu Hause besuchen, knüpfen sie zielgerichtet Gespräche über geistig bedeutsame Themen an, vertiefen dabei ihr Wissen über den Glauben, lassen andere an Bahá’u’lláhs Botschaft teilhaben und laden immer mehr Menschen dazu ein, sich gemeinsam mit ihnen auf ein großartiges geistiges Unterfangen einzulassen...“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Riḍván 2008
▪ In welche Zusammenhänge stellt das Universale Haus der Gerechtigkeit die Institutskurse mit den Andachtsversammlungen?
▪ Wie können die „verschiedenen Rahmenbedingungen“ für Andachten aussehen?
„Das Konzept des Mashriqu’l-Adhkár ist einzigartig in den Annalen der Religionen und ein Sinnbild für die Lehren des neuen Tages Gottes. Der Mashriqu’l-Adhkár, ein gesellschaftliches Versammlungszentrum, in dem herzliche Zuneigung gefördert wird, steht als allgemeiner Andachtsort allen Bewohnern einer Gegend, unabhängig von Religionszugehörigkeit, Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht, offen, und dient als Oase für tiefes Nachdenken über die geistige Wirklichkeit und die grundlegenden Fragen des Lebens, einschließlich der persönlichen und gemeinschaftlichen Verantwortung für die Verbesserung der Gesellschaft. Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche, werden in gleicher Weise in seiner Mitte aufgenommen.
Diese einzigartige und umfassende Universalität drückt sich selbst in der Bauweise des Mashriqu’l-Adhkár aus, dessen Entwurf als Bauwerk mit neun Seiten den Eindruck der Vollständigkeit und Vollkommenheit vermittelt, was durch diese Zahl symbolisiert wird.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 18. Dezember 2014
„Doch beschränkt sich die Veränderung nicht allein auf die Bahá’í und die Beteiligten an den vom Plan vorgesehenen Kernaktivitäten, von denen man schließlich erwarten kann, dass sie sich mit der Zeit neue Denkweisen aneignen. Vielmehr wird der Geist des Ortes insgesamt spürbar beeinflusst. Eine Andachtshaltung bildet sich innerhalb breiter Kreise der Bevölkerung heraus. Bereits jetzt vertieft sich an jenen Orten, wo ein Haus der Andacht erscheinen wird, ein Bewusstsein dieser Wirklichkeit unter den Reihen der Gläubigen, die erkennen, dass ihr kollektives Leben mehr und mehr die Einheit von Andacht und Dienst widerspiegeln muss, die der Mashriqu’l-Adhkár verkörpert.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Riḍván 2013
▪ Wo haben wir einen Schimmer der oben beschriebenen Situation entdecken können?
„Während die Freunde weltweit über diese ermutigenden Fortschritte jubeln, bleiben ihre Energien auf die Prozesse konzentriert, die in einem Cluster nach dem anderen an Kraft gewinnen. Dabei haben sie es nicht versäumt, das dynamische Wechselspiel zu würdigen, das zwischen Gottesdienst und den Bemühungen besteht, die geistigen, sozialen und materiellen Bedingungen der Gesellschaft zu verbessern. Mögen alle, die sich so in Städten und Gemeinden, Nachbarschaften und Dörfern mühen, Erkenntnisse aus den Anstrengungen gewinnen, die zur Wende des zwanzigsten Jahrhunderts unternommen wurden, um die ersten beiden Häuser der Andacht, im Osten und später im Westen, zu errichten.
In ‘Ishqábád widmete eine ergebene Gruppe von Gläubigen, die sich aus Persien kommend angesiedelt hatten und eine Zeit lang Frieden und Ruhe in Turkistán fanden, ihre ganze Energie der Schaffung eines Lebensmusters, das die erhabenen geistigen und sozialen Grundsätze spiegelt, die in der Offenbarung Bahá'u'lláhs verankert sind. In einem Zeitraum von wenigen Jahrzehnten kamen zu dieser Gruppe, die ursprünglich nur aus einer Handvoll Familien bestand, weitere hinzu, und sie wuchs auf einige tausend Gläubige an. Diese Gemeinde, durch ihre Kameradschaft fest verbunden und durch die gemeinsamen Ziele und den Geist der Treue belebt, erreichte ein hohes Maß an Zusammenhalt und Entwicklung, wofür sie in der ganzen Bahá'í-Welt bekannt wurde.
Jene Freunde wurden durch ihr Verständnis der göttlichen Lehren geleitet, und innerhalb der Grenzen der religiösen Freiheit, die man ihnen gewährte, mühten sie sich aufs Äußerste, um die Bedingungen zu schaffen, die zur Errichtung eines Mashriqu’l-Adhkárs führen würden, jener „krönenden Institution jeder Bahá'í-Gemeinde“. Auf einem angemessenen Stück Land in der Mitte der Stadt, das einige Jahre zuvor mit Zustimmung der Gesegneten Schönheit Selbst erworben worden war, wurden Einrichtungen zum Wohl der Gemeinde gebaut – unter anderem eine Versammlungshalle, Schulen für Kinder, eine Herberge für Besucher und ein kleines Krankenhaus. Ein Zeichen für die bemerkenswerten Leistungen der Bahá’í in ‘Ishqábád, die in jenen fruchtbaren Jahren durch ihren Wohlstand, ihre Großzügigkeit und ihre intellektuellen und kulturellen Errungenschaften herausragten, war, dafür zu sorgen, dass alle Bahá’í-Kinder und -Jugendlichen lesen und schreiben lernten – und dies in einer Gesellschaft, in der Analphabetismus, vor allem bei Mädchen, vorherrschte. In einem solchen Umfeld gemeinsamer Unternehmungen und Fortschritte, in jeder Phase der Entwicklung durch ‘Abdu’l-Bahá gestärkt, entstand ein prächtiges Haus der Andacht – das markanteste Gebäude in der Umgebung. Über zwanzig Jahre lang erlebten die Freunde die himmlische Freude, ihr hochgestecktes Ziel erreicht zu haben: die Einrichtung eines zentralen Versammlungsortes für den Gottesdienst, eines Nervenzentrums des Gemeindelebens, eines Ortes, wo die Seelen sich bei Tagesanbruch für demütige Anrufung und Zwiesprache mit Gott versammelten, bevor sie aus den Türen strömten, um ihren täglichen Beschäftigungen nachzugehen. Wenn auch die Kräfte der Religionsfeindlichkeit schließlich durch die Region fegten und Hoffnungen vereitelten, so ist doch das kurze Erscheinen eines Mashriqu’l-Adhkárs in ‘Ishqábád ein dauerhaftes Zeugnis für die Willenskraft und Anstrengungen einer Gruppe von Gläubigen, die ein reichhaltiges Lebensmuster etablierten, das seinen Antrieb aus der Macht des Schöpferischen Wortes bezog.“
Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Botschaft vom 1. August 2014