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Fremdenfeindlichkeit und Fanatismus dürfen nicht religiös begründet werden!
Am 9. März 2016 traf sich der Runde Tisch der Religionen in Deutschland zu seiner halbjährlichen Sitzung in Frankfurt/Main. Aus aktuellem Anlass verabschiedeten dabei die Mitglieder der größten in Deutschland vertretenen Religionsgemeinschaften eine gemeinsame Stellungnahme zur Flüchtlingsfrage. Darin bekräftigten sie unter anderem, dass sie „alles, was einem Willkommensklima in unseren Gemeinden und unserer Gesellschaft dient - in Begegnung, Verständigung und Kooperation aus tiefer Überzeugung unterstützen“. Als Vertreter der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland war Dr. Nicola Towfigh dabei.
Die Bahá'í-Gemeinde Witten schließt sich der nachfolgenden Erklärung an.
Mittwoch, 16. März 2016
Erklärung des Runden Tisches der Religionen in Deutschland zur Flüchtlingsfrage
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Levitikus / 3. Mose 19,33-34
Jesus spricht: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen oder nicht aufgenommen. ... Was ihr für meine geringsten Brüder und Schwestern getan habt oder nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder nicht getan.“
Nach Matthäus 25,35.40
O ihr Menschen. Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.
Koran Sure 49,13
Die Erde ist eine Heimat. Alle Menschen sind ihre Bürger.
Baha’u’llah
Sieh jeden Bittenden als deinen spirituellen Meister an.
Vimalakirti Sutra (Buddhismus)
Die Aussagen unserer heiligen Schriften im Blick auf Fremde, auf Bedürftige und auf das Verhältnis der verschiedenen Völker zueinander sind eindeutig. Sie entsprechen der zentralen Aussage der Menschenrechtserklärung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Für Menschen, die in den Traditionen ihrer Religionen leben, sind sie verbindlich. Fremdenfeindlichkeit und Fanatismus dürfen nicht religiös begründet werden!
Für die Religionsgemeinschaften ergeben sich in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise folgende Maßstäbe:
Bei allen notwendigen Maßnahmen ist die Würde jedes einzelnen Menschen und die Perspektive eines gelingenden Zusammenlebens national und international zu achten.
Das gilt für die Bekämpfung der Fluchtursachen ebenso wie für die Versorgung in den Flüchtlingslagern der verschiedenen Länder, für die Aufnahme in Deutschland und auch für unvermeidliche Rückführungen.
Wir setzen uns insbesondere ein für gemeinsame Aktionen der Religions-gemeinschaften im nationalen wie im internationalen Rahmen. Dabei hat die Freiheit in umfassendem Sinne für uns besonderes Gewicht, indem wir verfolgten und marginalisierten Gruppen zur Seite stehen wollen. Alles, was einem Willkommensklima in unseren Gemeinden und unserer Gesellschaft dient - in Begegnung, Verständigung und Kooperation -, unterstützen wir aus tiefer Überzeugung.
Für die Mitglieder des Runden Tisches der Religionen in Deutschland (RT/D) aus dem Zentralrat der Juden, der evangelischen Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche, der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), dem Islamrat, dem Zentralrat der Muslime, der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) und dem Nationalen Geistigen Rat der Baha'i.
gez. Dr. Franz Brendle
Geschäftsführer des Runden Tisches der Religionen Deutschland